Einer der Reisenden auf dem Schiff bezeichnete zehn Jahre später die Lage, in der sich die „Tel Aviv“ befand als einen „metaphysischen Widerspruch“. Doch die Zusammenarbeit der Nazis und der radikalen Zionisten stand in keinerlei Widerspruch. Denn dieses Schiff ist nur ein kleines Beispiel einer Tatsache, die uns von der offiziellen Geschichtsschreibung sorgfältig verheimlicht wurde. Welche Logik aber stand hinter dieser Allianz, die auf den ersten Blick so schwer verständlich scheint? Um die Antwort auf diese Frage zu finden, muss man weit in der Geschichte zurückgehen.
Dafür gibt es zwei Gründe. Der eine ist, dass sich die Juden aufgrund ihres Glaubens, der sich auf das entstellte Alte Testament basiert, als “erwähltes Volk” verstanden und sich anderen Völkern überlegen fühlten. In diesem Bewusstsein betrachteten manche Juden die Vermischung mit “minderen” Rassen und die mögliche Assimilation als inakzeptale Unterwerfung. Ein zweiter, äußerst wichtiger Grund für die Nichtassimilation war die Einstellung der anderen Nationen zu den Juden. Vor allem die Europäer mochten die Juden nicht. Die Christen empfanden während des gesamten Mittelalters eine ernsthafte Antipathie gegenüber den Juden. Die katholische europäische Ordnung mochte die Juden nicht und die Juden mochten die katholische europäische Ordnung nicht.
Diese Situation liess die Juden eine prekäre gesellschaftliche Position einnehmen. Sie waren mit der Ordnung unzufrieden, und sie hatten die Macht, diese Ordnung zu verändern. Diese Macht ergab sich aus Kapitalbesitz, und die Quelle dieses Kapitals war der Geldverleih, der Beruf Nummer eins für die meisten europäischen Juden im Mittelalter und der Neuzeit. Die Kirche hatte ihren Gläubigen den Geldverleih verboten, da ihrem Glauben zufolge die Vergabe eines Darlehens auf Zinsbasis verboten war. Der jüdische Glaube kennt dieses Verbot nicht. Von diesem Punkt ausgehend identifizierten sich die europäischen Juden während des gesamten Mittelalters mit dem Geldverleih. Dank dieses vom Vater auf den Sohn übergehenden Berufes häuften sie so große Vermögen an, dass jüdische Geldverleiher am Ende des Mittelalters dem Adel einschliesslich der Königshäuser Darlehen gewähren konnten.
Diese wirtschaftliche Macht verwendeten manche Juden, um die in Europa errichtete Ordnung zu zerstören. Sie unterstützten antikirchliche Bewegungen, die am Ende des Mittelalters mit der protestantischen Reformation aufkamen. Geistliche wie Jan Huss, Martin Luther, John Calvin und Ulrich Zwingli, die der katholischen Kirche entgegengesetzte Theologien entwickelten und mit Juden in gutem Verhältnis standen, wurden denn auch von der katholischen Kirche als “Halbjuden” oder “heimliche Juden” bezeichnet.
Die protestantische Reformation verringerte die Macht der katholischen Kirche und sicherte den Juden vor allem in den nordeuropäischen Ländern eine Reihe von Rechten und Ausnahmeregelungen. Doch für den Teil der Juden, der sich selbst als “auserwähltes Volk” verstand und sich anderen Völkern überlegen glaubte, war dies nicht genug. Diese Juden besaßen wirtschaftliche Macht, jedoch nicht den politischen Einfluß, den sich Kirche, Könige und die Aristokratie teilten. Die Juden wurden ein wichtiger Bestandteil des Bürgertums, einer neuen sozialen Klasse ausserhalb des Adels und des Klerus. So wurden im 18. und 19. Jahrhundert einige jüdische Banker zur wichtigsten wirtschaftlichen Kraft in Europa. Vor allem die Wirtschaftskraft der Rothschilds erreichte im 19. Jahrhundert märchenhafte Ausmaße. Die Rothschilds wurden auch die wirtschaftlichen Herrscher Europas genannt.
Bekanntlich gelangte das Bürgertum, in dem nun auch die Juden einen wichtigen Platz einnahmen, mit der französischen Revolution, den darauffolgenden Reformen und Umstürzen zu Macht. Die an der Spitze der Aufklärung stehenden Denker, die die Basis der französischen Revolution darstellten, waren nicht nur dagegen, dass die Religion ihre alte Rolle in der Gesellschaft wieder übernahm, sondern sie verteidigten die Demokratie. Diese Entwicklungen sicherten den Juden völlig gleiche Rechte wie den Christen zu. In der auf die französische Revolution folgenden Zeit erhielten die Juden schließlich überall in Europa die gleichen Rechte wie die Christen, da die Mehrzahl der Länder Europas die rechtlichten und gesellschaftlichen Beschränkungen für Juden aufhoben. Schliesslich konnten die Juden auch in der Staatshierarchie aufsteigen und die Hand nach der politischen Macht ausstrecken, was dann auch geschah. Zum ersten Mal wurde in England ein Jude, der Bankier Rothschild, Mitglied der Lordkammer. Kurze Zeit später saß dann ein anderer Jude, Benjamin Disraeli, auf dem Stuhl des englischen Premierministers. So wie die Auswirkungen auf die christliche Gesellschaft verschwanden, so schmolzen auch die seit altersher in den europäischen Gesellschaften vorhandenen Vorurteile und Antipathien gegenüber den Juden dahin. In den Ländern Nordeuropas, vor allem jedoch in England, entwickelte sich anstelle der traditionellen jüdischen Antiphatie eine Strömung, die den Juden mit Sympatie entgegentrat und deren Rechte verteidigte.
Mit der im Mittelalter beginnenden protestantischen Reform gewannen gegen die Kirche gerichtete Bewegungen an Macht. Luther(Links) und Calvin (Rechts) waren die Köpfe der Geistlichen, die die Vorläufer dieser Reformbewegung waren. Eine der interessanten Besonderheiten der reformistischen Geistlichen war ihre enge Beziehung zu einigen Juden. |
Nun sind die geistige Bindung der Juden zu dem Boden ihrer Vorväter und der daraus entstehende Wunsch, auf diesem Boden zu leben, völlig legitim. Falsch ist, zugunsten dieses Wunsches die seit Jahrhunderten auf diesem Boden sesshaften Menschen aus ihrer Heimat zu vertreiben, ihnen gegenüber Zwang und Gewalt anzuwenden und sie zu foltern. Der palästinensiche Boden ist groß genug, dass Muslime und Juden gleichzeitig dort leben können. Auch während der 400 Jahre dauernden osmanischen Herrschaft lebten Muslime, Juden und Christen gemeinsam in Ruhe und Sicherheit und verrichteten ihre Gebete nach Wunsch. Diese Ruhe und Sicherheit wurden von Ideologien zerstört, die nicht mit der religiösen Moral übereinstimmen und die ihre Wirkung erst später in der Region entfalteten. Beginnt man erneut, nach der Moral der wahren Religion zu leben, dann wird es möglich sein, den seit mehr als einem halben Jahrhundert erwarteten Frieden dauerhaft neu zu erreichen.
Die Einstellung beider Rabbiner blieb nach einiger Zeit nicht ohne Auswirkung auf nichtreligiöse, jedoch aufgrund ihres Rassenbewußtseins sich selbst als Juden fühlenden jungen Nationalisten. Der Einflussreichste von ihnen war ein österreichischer Journalist mit Namen Theodor Herzl. Herzl verwandelte den Vorschlag der beiden Rabbiner in eine politische Bewegung und gründete die zionistische Bewegung. Der Zionismus, dessen Name von dem heiligen Berg Zion in Jerusalem entlehnt wurde, zielte am Ende eines langen Programms darauf ab, alle Juden dieser Welt nach Palästina zurückkehren zu lassen. Herzl berief im Jahr 1898 den 1. zionistischen Kongress in Basel, in der Schweiz ein. Hier wurde auch die Zionistische Weltorganisation gegründet. Diese Vereinigung sollte bis zur Gründung Israels die zionistische Bewegung mit Geduld und Ausdauer leiten.
Die nach dem englischen Außenminister dieser Zeit, James Arthur Balfour, genannte “Balfour Deklaration” stellte mit ihrer Unterstützung des Zionismus die Basis für die Gründung eines jüdischen Staates im Nahen Osten dar. Oben links ist Arthur Balfour und die verkündete Deklaration zu sehen. |
Die Vereinigung hatte zwei große Ziele, nämlich Palästina für die jüdische Besiedlung geeignet zu machen und die Juden der Diaspora, also vor allem die Juden Europas, dorthin umzusiedeln. Dem ersten Ziel kam man im Jahr 1917 einen großen Schritt näher. Die englische Regierung teilte mit der Veröffentlichung der berühmten „Balfour Declaration“ mit, dass sie in dem Palästina, das sie im Ersten Weltkrieg den Osmanen abgenommen hatte, die Errichtung eines “Judenstaates” unterstützen werde. Dies war ein großer Erfolg für die Zionisten. England, die größte militärische und politische Macht der Erde, hatte offen seine Unterstützung erklärt. Die Deklaration zeigte all denen, die den Zionismus für ein Phantasiegebilde gahalten hatten – unter diesen befanden sich auch zahlreiche Juden – wie stark diese Bewegung nun geworden war.
Doch der gleiche Erfolg stellte sich nicht für das zweite Ziel der Zionisten ein, die Juden der Diaspora nach Palästina zu bringen. So entstand ein großes Problem für die Zionisten. Denn trotz aller Aufrufe der Zionistischen Weltorganisation kehrten die Juden der Diaspora dem Auswanderungsprogramm den Rücken zu, insbesondere die europäischen Juden, denen die Zionisten besonders viel Bedeutung beigemessen hatten.
Der Grund hierfür lag nicht in einem einfachen Desinteresse und deshalb war die Lösung auch nicht einfach.
Die Assimilierung entstand dadurch, dass die Juden gleiche Rechte wie die Christen bekamen. Die Anführer der Juden waren der Überzeugung, dass mit der politischen Macht der Juden der Verwirklichung der Auswanderung nach Palästina nichts mehr im Wege stand. Aus diesem Grund bemühten sie sich stets um die Zerstörung der Ordnung des katholischen Europas und sie spielten eine wichtige Rolle beim Sturz der traditionellen kirchlich-monarchischen Ordnung und deren Ersatz durch eine bürgerliche Ordnung.
Auf dem Bild ist der erste Ministerpräsident Israels, David Ben Gurion, bei der Verkündung der Unabhängigkeit Israels am 14. Mai 1948 zu sehen. |
Doch manche Zionisten dachten ganz anders. Nach deren Meinung war das Judentum nicht eine Sache des Glaubens, sondern der Rasse. Die Juden gehörten einer Rasse an, die sich von den europäischen Rassen völlig unterschied, nämlich der semitischen Rasse, und deswegen war deren Assimilierung unter den Europäern nicht akzeptabel. In deren Augen war der Begriff “jüdischer Deutscher” oder “jüdischer Franzose” reine Spiegelfechterei. Die Juden, ob mosaischen Glaubens oder Atheisten - die Anzahl der Atheisten war in manchen zionistischen Gruppierungen sehr hoch - waren Menschen, die sich von den Europäern oder irgendeiner anderen Rasse durch klare Grenzen absonderte. Deshalb war das Leben der Juden inmitten anderer Rassen für Zionisten eine nicht hinnehmbare Situation. Die Zionisten brauchten unbedingt einen Staat, und der Ort dieses Staates musste Palästina sein, das ursprüngliche Heimatland der Nation.
Die assimilierten Juden waren in den Augen der Zionisten Kranke, die der Behandlung bedurften. Die Behandlung der Juden, die trunken waren vom Segen der Modernität und die glaubten, sie selbst seien wie die anderen Menschen in den Gesellschaften Europas, musste so bald wie möglich geschehen. Ansonsten war der Traum vom jüdischen Staat dazu verurteilt, ein Traum zu bleiben.
Doch welche Behandlung schien angebracht? Innerhalb kurzer Zeit zeigte sich, dass dies keine leichte Aufgabe war. Denn die die Assimilierung verteidigenden Juden begannen im deutlicher auf die ständigen Wiederholungen der rassistischen Zionisten zu antworten. Ein großer Teil der Vereinigungen der assimilationswilligen Juden gab Erklärungen ab, die den Standpunkt der Zionisten energisch zurückwiesen. Die Gegner der Zionisten waren der Auffassung, dass sie lediglich eine religiöse Vereinigung seien, ansonsten aber treue Staatsbürger der Länder in denen sie lebten und keinerlei Absicht hegten, in die Wüsten Palästinas zurückzukehren. Als Theodor Herzl sich in die zionistische Kampagne Europas einschaltete, versammelte sich gerade eine Konferenz in Pittsburg in den USA und nahm eine Erklärung mit dem Titel “Die acht Prinzipien des reformierten Judentums” entgegen. Die assimilationiswilligen amerikanischen Juden verkündeten in der Erklärung folgendes:
In der Zwischenzeit entwickelten zahlreiche Rassisten, vor allem in Deutschland, eine Reihe von antisemitischen Ideen. Diese Leute, die voneinem Unterschied zwischen „arischer“ und „semitischer“ Rasse sprachen, behaupteten, dass die Juden die “Reinheit” der „arischen“ Rasse verdorben hätten. Ihnen zufolge mussten die Juden isoliert und der weiteren Vermischung mit ihrer eigenen Rasse vorgebeugt werden. Diese Judenfeindschaft, die Kraft aus dem Gedanken der Isolierung der Juden schöpfte, nannte man „modernen Antisemitismus“. Das Neue an dieser Spielart des Antisemitismus war, dass im Gegensatz zum Mittelalter die Antipathie gegenüber Juden nicht aus deren Religion, sondern aus deren Rasse resultierte. Antisemitismus erreichte seinen Höchstpunkt mit der berüchtigten Affäre Dreyfuss.
Es waren nicht nur die europäischen Rassisten, die gegen Assimilierung der Juden waren. Es gab eine zweite Gruppe, die von deren Assimilierung beunruhigt wurde: die Zionisten, die die Juden nicht als Angehörige einer Religion, sondern als Nation betrachteten.
Die eine Seite wollte nicht, dass sich die Juden mit der „arischen Rasse“ vermischten. Die andere Seite war besorgt,die „jüdische Rasse“ von den anderen Rassen getrennt zu halten und die jüdische Identität zu schützen.
Die Affäre Dreyfuss, die sich am Ende der 1800er Jahre ereignete, stellt ein bedeutendes Beispiel für den erstarkenden Antisemitismus in Europa dar. Der französische Offizier Alfred Dreyfuss war der Spionage beschuldigt worden und des Übermittlens von Informationen an den deutschen Militärattachee; er wurde verurteilt weil er Jude war und obwohl viele Beweise für ihn sprachen. |
Die erste deutliche Antwort auf diese Frage kam von Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus.
In der Zwischenzeit begann die parallel zum Rassismus aufkommende Judenfeindlichkeit die Hoffnungen der meisten Juden zu zerstören, dass sie in Zukunft in Europa weiterhin ohne Beschränkungen leben können würden. Theodor Herzl bearbeitete dieses Thema mit großer Beharrlichkeit und verkündete, dass der Antisemitismus eine Krankheit sei, deren erfolgreiche Behandlung noch nicht gefunden wurde und dass die entgültige Rettung für die Juden die Gründung eines Staates in Palästina sei. Die These von Herzl, dass Juden und Nichtjuden niemals dauerhaft in Harmonie leben würden, wies große Parallelen mit der These der Judenfeinde auf.
Durch Herzls Hinweis auf die weitgehende Ähnlichkeit seiner These mit derjenigen der europäischen antisemitischen Rassisten drückte er aus: “Der Antisemitismus wird ein wunderbarer Helfer für unsere Wünsche sein.”
Herzl sagte “Alle Antisemiten sind unseren engen Freunde”. Auf diese Weise würde die Auswanderung erleichtert werden. Am 9. Juni 1895 notierte Herzl in seinem Tagebuch folgendes: “Damit die Juden ihre Länder verlassen, werde ich erst mit dem Zar sprechen, dann mit dem deutschen Kaiser, dannach mit den Österreichern und wegen der Juden in Marokko schließlich mit den Franzosen.”8
Ein in Jerusalem ausgestelltes Foto der Juden, die 1903 in Kichinev ermordet wurden. |
Oben links sind Stalin und Trotzki abgebildet, die Anführer der bolschewikischen Revolution bei einer Ansprache an das Volk auf dem Roten Platz. Oben rechts ein Propagandaplakat aus der Zeit der Revolution. |
Dieses Vorgehen ließ Behauptungen über Folterungen an Kraft gewinnen, die das Ziel hatten, der Judenfeindlichkeit die Nahrung zu bieten, derer sie am meisten bedurfte, und so die Auswanderung der Juden zu beschleunigen. Hierin lag das Geheimnis der Bemühungen Herzls, der auf der einen Seite die Zunahme der Judenfeindlichkeit fürchtete, auf der anderen Seite jedoch diese in Bewegung zu bringen versuchte. Auch die Herzl zukommenden Warnungen gingen weiter. Der österreichische Parlamentspräsident Baron Johann von Chlumetzky schrieb Herzl folgendes:
Theodor Herzl, der Gründer des Zionismus führte an, dass es nur mit Hilfe des Erstarkens des Antisemitismus möglich ist, die Juden vor der Assimilation zu retten und sie zur Auswanderung nach Israel zu überzeugen. |
Theodor Herzl, der der Ansicht war, dass das mangelnde Wohlbefinden der Juden in den Ländern, in denen sie lebten, dem Zionismus Schaden zufügen würde, drückte diesen Gedanken – Garaudy zufolge – folgendermaßen aus: “Wenn die Juden glauben, dass sie für eine lange Zeit in Sicherheit leben, dann können sie mit jeder beliebigen Gesellschaft verschmelzen. Diese Tatsache wird uns niemals von Nutzen sein.”
Aus diesem Grund war die erste Maßnahme, die nach Ansicht einiger zionistischer Führer ergriffen werden musste, das Anstacheln der Judenfeindlichkeit in diesen Ländern. Danach war es erforderlich, die Juden psychisch unter Druck zu setzen und sie durch provokative Übergriffe in Unruhe zu versetzen. Das Ergebnis dieser Aktionen bestand in der Erwartung dieser zionistischen Führer, dass die jüdische Bevölkerung überzeugt sein werde, nicht an einem sicheren Ort zu leben und nur durch die Auswanderung auf den “Heiligen Boden” zu retten ist.
Um den Antisemitismus anzufachen, versuchte Herzl eine weitere Maßnahme umzusetzen, und er fügte seinem Tagebuch Gedanken hinzu, denen zufolge den Antisemiten die Existenz eines jüdisches Komplotts glaubhaft gemacht werden sollte um diese gegen die Juden aufzuhetzen. In den Jahren 1922 und 1923 wurden drei Bände von Herzls Tagebuch veröffentlicht. Der österreichische Schriftsteller und Herausgeber der Zeitung Österreichische Wochenschrift Joseph Samuel Bloch, der mit Herzl eng bekannt war, schrieb folgendes über die Tagebücher:
Vor allem die Juden, die in Deutschland, Frankreich und Amerika lebten, dachten gar nicht daran, Wohlstand, einen hohen Lebensstandard und eine Ordnung aufzugeben, in der sie sich eingelebt hatten und nach Palästina auszuwandern.
Dem Widerstand, den das jüdische Volk dem zionistischen Ruf nach Auswanderung entgegensetzte, schlossen sich auch weltberühmte Juden an, wie der Physiker Albert Einstein, der Philosoph Martin Buber und der erste Präsident der jüdischen Universität Jerusalems, Professor Judah Magnes. Neben den intellektuellen Juden waren weite Teile der jüdischen Bevölkerung gegen die Auswanderung, auf die sich manche zionistischen Führer versteift hatten. In Russland lehnte die jüdische Bevölkerung bis auf einem kleinen Teilden rassistischen Zionismus ab. Ein Teil der Auswanderer kehrte sogar nach Russland zurück, weil die Lebensbedingungen in Palästina nicht den Erwartungen entsprachen.
Die Juden waren in zahlreichen Ländern Europas gezwungen in “Ghettos” zu leben. Auf dem Bild sind Juden zu sehen, die zur Auswanderung gezwungen wurden und ein Ghetto in Polen verlassen. |
Aus dem Blickwinkel der radikalen Zionisten, war diese Entwicklung ein riesiges Fiasko. Trotz der massiven Propaganda des WZO war die Zahl der Einwanderungen nach Palästina gering geblieben. Ende des 19. Jahrhunderts hatten in Palästina weniger als 50.000 Juden gelebt. Diese Zahl betrug 7% der palästinensischen Bevölkerung. Doch auch zwei Jahre nach der Balfour Declaration war die Bevölkerung noch nicht über 65.000 gestiegen. Zwischen 1920 und 1932 waren nur 118.378 Juden nach Palästina gebracht worden, was nicht einmal einem Prozent der jüdischen Weltbevölkerung entsprach.
Für die Zionisten war klar, dass es auf diese Weise nicht weitergehen konnte. Ein oder zwei antisemitische Bewegungen reichten nicht aus, um den Teil der jüdischen Bevölkerung zu überzeugen, der die Auswanderung ablehnte. Deshalb machten sich einige zionistische Führer daran, das von Herzl eingeführte und praktizierte Verfahren der Kooperation mit den europäischen Nationenwirkungsvoller zu gestalten. Die für die Gründung des israelischen Staates erforderlichen qualifizierten europäischen Juden mussten stärker unter Druck gesetzt werden. Das hieß, der Antisemitismus war zu verstärken.
Der amerikanische Historiker Lenni Brenner, der sich selbst als antizionistischen Juden bezeichnet, breitet in seinem Buch Zionism in the Age of Dictators (Zionismus im Zeitalter der Diktatoren) vor aller Augen die unbekannte Geschichte der Allianz zwischen den radikalen Zionisten und den Antisemiten aus. Wie Brenner betont, begann sich die Annäherung zwischen sogenannten Zionisten und antisemitischen Rassisten bereits in den ersten Jahren der zionistischen Bewegung. Zum Beispiel führte Max Nordau, der zweite Mann der zionistischen Bewegung, am 21. Dezember 1903 ein Gespräch mit Eduard Drumont, dem Herausgeber der französischen antisemitischen Zeitung La Libre Parole.; Das Gespräch wurde damals in dem Blatt Drumonts veröffentlicht. Nordau sagte: “Der Zionismus ist kein Problem der Religion, sondern der Rasse, und diesbezüglich stimme ich mit niemandem so sehr überein wie mit Herrn Drumont”.
Eines der Themen in Brenners Buch ist die ideologische Parallele zwischen deutschen Rassisten und radikalen Zionisten. Dementsprechend befanden sich die Blut und Boden Parolen, die sich vor dem 1. Weltkrieg rasch unter Deutschlands Intellektuellen verbreiteten, in völliger Übereinstimmung mit den Behauptungen der rassistischen Zionisten. Dieser Ideologie zufolge verfügte die deutsche Rasse über ein nur ihr eigenes Blut und musste auf dem ihr gehörenden Boden leben. Die Juden waren nicht von deutschem Blut, konnten niemals ein Teil des deutschen Volkes werden und besaßen deshalb auch kein Recht, auf deutschem Boden zu leben. Wie Brenner betont, unterstützten die rassistischen Zionisten alle Argumente der Blut und Boden Rassisten; Denn auch nach Ansicht der radikalen Zionisten waren die Juden kein Teil des deutschen Volkes und durften sich deshalb nicht mit deutschem Blut vermischen. Das Beste was demnach zu tun war, war die Rückkehr auf den eigenen Boden, also nach Palästina.
Indem die radikalen Zionisten die Behauptungen des deutschen Rassismus teilten, bestätigten sie den Antisemitismus. Wenn die Juden kein Teil des deutschen Volkes waren, dann war der Wunsch der deutschen Rassisten richtig, die Juden zu isolieren und zu entfernen. Nach der Vorstellung der radikalen Zionisten hatten die Juden selbst Schuld an der Existenz des Antisemitismus, da sie beharrlich auf einem Boden lebten, der ihnen nicht gehörte und sich mit einer fremden Rasse vermischten; So fachten sie angeblich selbst den Antisemitismus an. Die Schuld lag also nicht bei den Antisemiten, sondern bei den assimilierten Juden. Jahre später fasste Chaim Greenberg, ein radikaler Zionist, diese abstruse Logik in Jewish Frontier, dem Presseorgan der Zionisten, folgendermaßen zusammen: “Um ein guter Zionist zu sein muss man bis zu einem gewissen Grad Antisemit sein.”12
Der seit Beginn des Jahrhunderts von der Zionistischen Weltorganisation (WZO) ständig wiederholte Aufruf zur Auswanderung nach Palästina fand bei sehr wenigen Juden Gehör. Ein bedeutender Teil der europäischen Juden befanden sich in einer Phase der Assimilierung und waren nicht gewillt ihre bequemen Wohnungen zu verlassen und sich in ein Abenteuer mit ungewissen Ausgang zu stürzen. Diejenigen die auswanderten waren religiöse Juden oder Idealisten mit starker nationaler Überzeugung. Links ist der Anführer der WZO, Chaim Weizmann, mit einer Gruppe idealistischer Jugendlicher zu sehen, die sich anschicken nach Palästina auszuwandern. |
Die Sympathie der Antisemiten für den Zionismus setzte sich nach dem 1. Weltkrieg in der Zeit der Weimarer Republik fort. Nicosia lenkt die Aufmerksamkeit auf die Gedanken der bedeutenden Antisemiten der Weimarer Republik wie Wilhelm Stapel, Hans Blüher, Max Wundt und Johannes Peperkorn, die der Ansicht waren, der Zionismus sei die beste Lösung für das Judenproblem.
Bewertet man den Zionismus nur als eine Strömung, die auswanderungswillige Juden bei ihrer Einwanderung nach Palästina unterstützte, dann ist daran nichts außergewöhnliches zu bemerken. Doch die Zusammenarbeit zwischen Antisemiten und radikalen Zionisten enthielt gefährliche Elemente, insbesondere den Rassismus, der in keiner Weise mit der religiösen Moral übereinstimmt. Beide Gruppen unterstützten sich hinsichtlich ihrer rassistischen Ziele und vermieden auch nicht die Anwendung von Gewalt. So war es die jeweils eigene Bevölkerung , die Schaden durch die Praktiken der radikalen Gruppierungen erlitt, die die radikalen Zionisten unterstützen. Die rassistischen Zionisten sahen meistens darüber hinweg und wurden später sogar selbst eine Ursache dieser Benachteiligung.
Chaim Weizmann, der Anführer der Zionistischen Weltorganisation zusammen mit dem englischen Außenminister Lord Balfour. |
Die größte Meinungsverschiedenheit bestand jedoch beim Thema Antisemitismus. Für die dem CV verbundenen Assimilationswilligen war der Antisemitismus die größte Gefahr und sie unternahmen alles, um dieses Virus zu vernichten, der ihr glückiches Leben in Deutschland bedrohte. Die Zionisten dagegen, die glaubten, dass der Assimilationismus das eigentliche Virus war, waren trotz der Beunruhigung über das Anwachsen des Antisemitismus der Ansicht, dass dieser eine positive Entwicklung sei. Kurt Blumenfeld, der zunächst Generalsekretär der ZVfD und dann ihr Vorsitzender war, gehörte zu den ersten Juden, die den Antisemitismus bewunderten. Blumenfeld akzeptierte mit Brenners Worten “…vollkommen die antisemitische Ansicht, dass Deutschland der arischen Rasse gehört und die Übernahme einer offiziellen Aufgabe durch einen Juden in Deutschland ein Angriff auf die Angelegenheiten eines anderen Volkes sei.”18
Die deutschen Antisemiten waren in erster Linie die Nazis. Zu Beginn der 1920er Jahre tauchten sie auf den Straßen Deutschlands auf. Hitler unternahm 1923 mit diesen ungebildeten, rassistischen und aggressiven Fanatikern seinen Putschversuch in München. In den Jahren, in denen die Nazibewegung geboren wurde, begann bereits die Zusammenarbeit zwischen Nazis und radikalen Zionisten. Die radikalen Zionisten bemühten sich ständig um eine Annäherung an die Nazis und andere Antisemiten. Hitler sandte auch bedeutungsvolle Botschaften an die andere Seite. Wie Francis Nicosia bemerkte, hatte der Naziführer zu Beginn der 1920er Jahre in allen Reden, die er über das „Judenproblem“ hielt, davon gesprochen, dass die Lösung allein in der Transferierung der Juden aus Deutschland heraus liegen würde. Diese Linie Hitlers unterschied sich von den grobschlächtgen und ungebildeten Antisemiten, die Pogrome an Juden verübten. In einer Rede am 6. April 1920 in München sagte er, falls keine Pogromkampagne auf die jüdische Gemeinschaft verübt werde, müsse die gesamte Energie des Nationalsozialismus auf die Vertreibung der Juden aus Deutschland verwendet werden. Er sprach auch deutlich darüber, wie dies zu machen sei. “Nötigenfalls werden wir mit dem Teufel zusammenarbeiten”. Damit meinte er die Allianz mit den rassistischen Zionisten. In einer Rede am 29. April dagegen sagte er: ”Wir werden unseren Kampf fortführen, bis der letzte Jude aus Deutschland vertrieben ist.”19 In einem Brief vom 16. September 1919 schrieb Hitler:
Die Nazibewegung, die aus einem radikalen deutschen Rassismus und einem diesem verbundenen Antisemitismus bestand, aufgrund der Schwäche der Weimarer Republik, und der sozialpsychologischen Situation der Deutschen kam 1933 an die Regierung. Dieser Sieg der Nazis erfreute manche Zionisten so sehr, als ob sie selbst an die Regierung gekommen wären.
Der Nazi Ideologe Alfred Rosenberg sprach bereits 1920 davon, dass mit dem radikalen Zionismus zusammengearbeitet werden muss um die Juden aus Deutschland zu entfernen. |
Das Ereignis, das die Einstellung der radikalen Zionisten den Nazis gegenüber am besten zum Ausdruck bringt, ist das Memorandum, das die ZVfD am 21. Juni 1933 der Nazispitze zukommen ließ. In diesem Dokument, das bis zum Jahre 1962 unentdeckt blieb, kommt der Vorschlag zur Zusammenarbeit ans Tageslicht, den die radikalen, rassistischen Zionisten den Nazis unterbreiteten. Im Folgenden einige interessante Zeilen aus diesem langen Brief:
Die Vorstellung der Nazis, dass Juden und Deutsche zwei Rassen sind, die nicht vermischt werden dürfen, traf in gleicher Weise für die rassistischen Zionisten zu. Die Allianz zwischen radikalen Zionisten und Nazis stand auf dieser Basis. Oben ist Hitler mit der SA bei einer Feier zu sehen als er gerade an die Macht kam. |
An erster Stelle der Faktoren, die die Nazis und die radikalen Zionisten zusammenführten, stand der Glaube an die Existenz eines Judenproblems. Beide Seiten betrachteten die Existenz der Juden in Europa als ein Problem und waren der Ansicht, Juden und Nichtjuden könnten nicht miteinander leben. Demgegenüber wollten die assimilationistischen Juden nicht einmal die Existenz eines solchen Problems akzeptieren. Dies wiederum war in den Augen der radikalen Zionisten ein offener Verrat. Aus diesem Grund begannen sie von der Notwendigkeit zu sprechen, dass Druck und Gewalt jene Juden gefügig machen würde, die die Existenz dieses Problems nicht anerkannten und die in den Augen der radikalen Zionisten ihre Identiät verloren hatten. Die Jüdische Rundschau, das wöchentliche Presseorgan des ZVfD begann Artikel zu veröffentlichen, die den Assimilationisten von allen Seiten stark zusetzten. Robert Weltsch, der Herausgeber der Zeitschrift schrieb zum Beispiel folgendes:Es gab kein anderes Land auf der Welt, das sich wie Deutschland für die Lösung des Judenproblems anstrengte. “Die Lösung des Judenproblems.” Dies war sowieso unser zionistischer Traum! Niemals wiesen wir die Existenz des Judenproblems zurück! Dissimilation. Dies war sowieso unser größter Wunsch...26
Die Vertreter des Zionistischen Vereinigung für Deutschland (ZVfD) auf dem 19. Zionistischen Kongress. Oben im Bild Kurt Blumenfeld, der Führer der ZVfD und Architekt der Zusammenarbeit mit Hitler. |
Die radikalen Zionisten bemerkten sehr wohl die Judenantipathie der Nazis und wünschten deren Anwachsen, obwohl sie sich auch über deren Gefahr im Klaren waren. Jedes Gesetz, das die Nazis zuungunsten der Juden verabschiedeten, machte sie noch zufriedener. Brenner schreibt:
Doch es gab auch Ausnahmen. Unter den assimilationistischen Juden und insbesondere im von der linken Bedrohung beunruhigten Bürgertum gab es Bestrebungen, die mit den Faschisten eine Allianz eingehen wollten. Ein deutliches Beispiel hierfür ist der Verband nationaldeutscher Juden (VnJ), die zweitwichtigste Vereinigung in Deutschland nach dem CV. 1934 begann der VnJ eine wirkungsvolle Kampagne, um die Macht Hitlers zu festigen. Die New York Times berichtete auf Seite zwei ihrer Ausgabe vom 18. August 1934 von dieser Kampagne und veröffentlichte die Aufforderung an alle deutschen Juden, ihre Stimme für die Kanzlerschaft Hitlers zu geben.
An diesem Punkt kam den Nazis jemand zu Hilfe und weitete den Engpass, in dem sich die Wirtschaft der Nazis befand. Wer aber war dies?
Natürlich die radikalen Zionisten. Während die assimilationistischen Juden den Boykott ausriefen, um die Nazis wirtschaftlich zu Fall zu bringen, reichten die radikalen Zionisten ihren Alliierten die Hand.
Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nazis begannen westliche Demokratien, vor allem aber Amerika mit einen wirkungsvollen Boykott gegen die Nazis. Der Boykott, der von den assimilationistischen Juden, Linken und Liberalen ins Leben gerufen wurde, sorgte für einen starken Rückgang beim Verkauf der Produkte der Nazis und wurde zu einem Problem der Wirtschaft des Reichs. In diesen Tagen waren es die radikalen Zionisten, die den Nazis bei der Überwindung des Boykotts halfen. Im Bild daneben ist eine Naziflagge zu sehen, die während der Boykottdemonstrationen in Chicago verbrannt wurde. |
Auch die Zionistische Weltorganisation (WZO) bemühte sich, den Boykottaufruf zu verhindern. Als sie dabei nicht erfolgreich waren, bemühten sie sich, die wirtschaftliche Notlage ihrer Nazifreunde zu lösen. Brenner meint: “Die WZO beließ es nicht dabei, deutsche Waren zu kaufen, sie wurde auch zum Vermittler für deren Verkauf und fand sogar neue Kunden für Hitler und die ihn unterstützenden Industriellen.”33
Der Grund hinter diesem Verhalten war es, dass einige Menschen an der WZO-Verwaltung Hitler als eine Segnung sahen. Der radikale Zionismus erhielt dank Hitler großen Rückhalt und war der Meinung, dass dank diesem die Juden, die ihr rassisches Bewußtsein verloren hatten, Vernunft annehmen und nach Palästina auswandern würden. Emil Ludwig, ein Schriftsteller der zu dieser Zeit einflußreichen radikalen Zionisten, drückte die Einstellung der WZO folgendermaßen aus:
Stephen Wise vom Präsidium des Jüdischen Kongresses Amerikas. |
Doch darauf blieb die Zusammenarbeit zwischen radikalen Zionisten und Nazis nicht beschränkt. Einige Zionisten sicherten deutschen Waffenproduzenten auch die Devisenquellen. Albert Norden wies in seinem Buch So werden Kriege gemacht? außerdem auf eine andere wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Nazis und radikalen Zionisten hin. Dabei fällt auf, dass die Rohstoffe, die für Deutschland von strategischer Bedeutung waren, von einem zionistischen Unternehmen namens International Nickel Trust bereitgestellt wurden. Es verfügte über 85% der Nickelproduktion in den kapitalistischen Ländern. Ein Jahr nachdem Hitler die Regierung übernommen hatte, wurde zwischen der deutschen IG Farben und dem genannten Unternehmen ein Vertrag unterzeichnet. Dieser sah vor, dass mehr als die Hälfte der Nickelproduktion Deutschlands von dem International Nickel Trust abgenommen werden würde. Auf diese Weise sparte Deutschland 50% an Devisen ein.
Die Unterstützung, die Hitler von manchen Juden zuteil wurde, sollte später zu einem Alptraum gerade für Juden werden. Denn die Politik, die verfolgt wurde, um die radikalen Ansichten eines Teils der Juden zu verwirklichen und die ausschließlich materiellen Einnahmen eines anderen Teils sicherzustellen, kostete zahlreiche ihrer Menschen das Leben.
Die geheimen Beziehungen Hitlers werden in unterschiedlichen Quellen ausführlich dargestellt. Diesen Quellen zufolge war einer derjenigen, der bei der Finanzierung Hitlers eine große Rolle spielte, Clarence Dillon (1882-1979), einer der reichsten Männer Amerikas. Dillon, der als Kind zweier amerikanischer Juden namens Samuel und Bertha Lapowski (oder auch Lapowitz) zur Welt gekommen war, arbeitete während des 1. Weltkrieges als rechte Hand des berühmten jüdischen Kapitalisten Bernard Baruch. Die Beziehungen zu Hitler stammen jedoch aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Dillon leistete einen großen Beitrag zu den Kriegsvorbereitungen des Reiches.
Unter den Helfern Hitlers befand sich auch die berühmte Erdölgesellschaft Royal Dutch Shell, die von der jüdischen Dynastie der Samuel gegründet worden war. Zwischen dem Leiter des Unternehmens, Sir Henry Deterding und dem Naziideologen Alfred Rosenberg fand im Mai 1933 ein geheimes Treffen auf dem Landsitz der Deterdings in England statt, der eine Meile von Schloß Windsor entfernt liegt. Als Ergebnis der danach noch lang anhaltenden Beziehungen flossen unter Vermittlung von Deterding insgesamt 30 Millionen englische Pfund von der jüdischen Familie Samuel zu Hitler.
“Die wirkliche Bedeutung des Hitlergrusses: Millionen stehen hinter mir. Die Teilhaberschaft am Verbrechen der Lenkungs- und Leitungsklasse” |
Auch wenn Rauschnings Buch von radikalen Gruppen als Quelle benutzt wird, und zudem ein Werk ist, auf dem deren eigene verirrten Ansichten basieren, so ist diese Information doch von großem Interesse.
Hitler erhielt also von radikalen zionistischen Kapitalisten bedeutende finanzielle Unterstützung aufgrund der Zusammenarbeit, die von der WZO und deren deutschem Ableger ZVfD ins Leben gerufen wurde. Diese Beziehungen zwischen dem Judenfeind Hitler und etlichen Juden spielten eine wichtige Rolle bei der Überwindung des Nazi-Boykotts und dem Kriegseintritt Deutschlands als industrielle Großmacht.
Als die englische Regierung sich entschloss, mit Hilfe der assimilationistischen Juden den Nazi-Boykott zu unterstützen, schrieb Sir Oswald Mosley, der Führer der Faschistischen Vereinigung Englands (British Union of Fascist BUF) und Sympathisant Hitlers, in dem Presseorgan Blackshirt:
Einige Teile der zionistischen Vereinigung beließen es nicht dabei, den jüdischen Boykott zu brechen, sondern wurden zur gleichen Zeit im Nahen Osten und Nordeuropa zum größten Distributor für Nazigüter. Das Trust and Transfer Office Ha’avara erhielt das Recht, die nach Palästina gebrachten deutschen Waren zu verkaufen. Mit dem Geld, das reiche deutsche Juden zur Verfügung gestellt hatten, würde es in großem Stil Nazigüter ankaufen. Auf diese Weise sicherte die WZO den Nazis im Nahen Osten das Zustandekommen von breiten Verkaufsmöglichkeiten. Das deutsche Büro, das die Devisenangelegenheiten regelte, veröffentlichte am 7. Dezember 1937 folgendes: “Der auf Außenhandel basierende Transfer brachte von 1933 bis jetzt 70 Millionen Golden Mark Gewinn für Palästina.”
Die Beziehungen zwischen den radikalen Zionisten und den Nazis, insbesondere das Auswanderungsabkommen Ha’avara, wurde in einigen Büchern lang und breit ausgeführt. Zum Beispiel erörtert Lenni Brenner in Zionism in the Age of Dictators (Zionismus im Zeitalter der Diktatoren) das Ha’avara Auswanderungsabkommen. Die Bücher des Israelis Moshe Shonfeld The Holocaust Victims Accuse: Documents and Testimony on Jewish Criminals (Die Opfer des Holocaust klagen an: Dokumente und Zeugnisse zu jüdischen Kriminellen) und des amerikanischen Historikers Francis R. Nicosia The Third Reich and the Palestine Question (Das Dritte Reich und die Palästinafrage) haben ebenfalls das Auswanderungsabkommen zwischen Nazis und radikalen Zionisten zum Thema.
Auch die geheimen Archive der Wilhelmstrasse bergen ein vom Hitlerreich und der jüdischen Agentur unterschriebenes Abkommen, das die Auswanderung der deutschen Juden nach Palästina erleichtern sollte. Dieses Dokument des deutschen Außenministeriums vom 22. Juni 1937 notiert folgendermaßen die Gründung eines Judenstaates mit Hilfe der treibenden Kraft der Nazis:
Dies sind Informationen, die heute viele Menschen verwundern mögen. Der Grund hierfür liegt in der sorgfältigen Verheimlichung dieser interessanten Allianz durch die offizielle Geschichtsschreibung.
Die radikalen Zionisten und die Nazis bemühten sich, diese Allianz zu verheimlichen, und beiden Seiten gelang es, ihre Beziehungen vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu verbergen. Doch konnte das Aufkommen von manchen Gerüchten nicht verhindert weden. In dem Buch des amerikanischen Autors Edward Tivnan, The Lobby: Jewish Poltical Power in US Foreign Policy (Die Lobby: Die Politische Macht der Juden in der Außenpolitik der USA), in dem er den politischen Einfluß der jüdischen Lobby untersucht, merkt er an, dass Gerüchte, die Ende der 1930er Jahre unter amerikanischen Juden bezüglich der Allianz zwischen einem Teil der Zionisten und der Nazis umliefen, große Besorgnis erweckten.42
Das Auswanderungsabkommen wurde von 1933 bis zum Kriegsausbruch 1939 durchgeführt. In dieser Zeit wurden 60.000 deutsche Juden nach Palästina gebracht. Der Grund für das Ende des Abkommens 1939 war nicht etwa eine Meinungsverschiedenheit der Vertragsparteien, sondern die Tatsache, dass die deutschen Schiffe unter Kriegsbedingungen nicht mehr das unter englischem Mandat stehende Palästina anlaufen konnten.
In einem Bericht des deutschen Innenministeriums, der im Dezember 1937 veröffentlicht wurde, werden die Ergebnisse des Ha’avara Abkommens folgendermaßen bewertet:
Links sind zwei Gestapobedienstete zu sehen, die verantwortlich für den Transfer der Juden nach Palästina waren. Im Untertitel des Propagandabuches mit dem Titel “Pillar of Fire” steht folgendes geschrieben: “Ein Journalist der amerikanischen Zeitschrift “The Saturday Evening” schrieb, dass Gestapoeinheiten die Juden beunruhigten und ihnen damit drohten, sie in Sammellager zu schicken, wenn sie Deutschland nicht verlassen. Auf die Frage der wehrlosen Juden “Wohin können wir denn gehen” antwortete die Gestapo “Nach Palästina”. Denjenigen, die zustimmten erhielten Hilfe beim Transfergeld und den Visaangelegenheiten...” |
Die Nürnberger Rassengesetze
Die antisemitische Politik der Nazis zwang die deutschen Juden tatsächlich zur Auswanderung aus ihrem Land, ebenso wie es sich die radikalen Zionisten ausgerechnet hatten. Die Vereinbarung zur Auswanderung, die zwischen den rassistischen Zionisten und den Nazis praktiziert wurde, verlangte von den Juden, die das Land verlassen wollten die Garantie dafür, nicht irgendwohin zu gehen, sondern nach Palästina. Oben sind Juden vor einem offiziellen Auswanderungsbüro in Deutschland zu sehen, die sich 1939 bemühten, nach Palästina auszuwandern. |
Brenner überliefert bezüglich der Nürnberger Gesetze die interessante Bewertung von Alfred Berndt, eines Journalisten. der damaligen Zeit. Berndt erinnerte daran, dass die Jüdische Weltorganisation WZO nur zwei Wochen vor der Veröffentlichung der Gesetze eine Deklaration an das Judentum dieser Welt herausgegeben hatte, und dazu diese aufrief nicht zu vergessen, dass Juden eine besonders gesonderte Nation und ein auserwähltes Volk seien, wo immer sie auch lebten. “Was Hitler tat, war den Juden einen rassistischen Minderheitenstatus zu geben und damit den Wünschen der WZO zu entsprechen.” Lenni Brenner sagt, dass es im Nazideutschland deshalb nur “erlaubt war, zwei Flaggen zu hissen”: Die Naziflagge mit dem Hakenkreuz und die blau-weiße Flagge mit dem Stern Zions in der Mitte!45Zur gleichen Zeit interpretierte der amerikanische Zionistenführer, der Rabbiner Stephen Wise, in seinem eigenen Presseorgan Congress Bulletin dieses Thema folgendermaßen:
Die Nürnberger Gesetze, die die Juden völlig von der deutschen Gesellschaft isolierten, vergrößerte für einige extreme Zionisten Vertrauen und Glauben an die Nazis. Oben ist Hitler bei einer Massenveranstaltung in Nürnberg zu sehen. |
Doch die Bemühungen der Nazis, das Rassenbewußtsein der Juden zu steigern war darauf nicht beschränkt. Brenner zufolge unterbreitete im Frühjahr 1934 der Generalstab, der Heinrich Himmler, SS-Chef und dem nach Hitler stärksten Mann in Nazideutschland nahestand, einen Bericht. Dieser Bericht mit der Überschrift ‘Situationsbericht – die Judenfrage’ teilte mit, dass sich viele deutsche Juden immer noch als Deutsche fühlten und machte zur Lösung dieses Problems einige Vorschläge. Brenner schreibt folgendes:
Goebbels, der Verantwortliche für die Nazipropaganda veröffentlichte in dem Nazimagazin “Der Angriff” eine lange Aufsatzreihe, die den Zionismus lobte; außerdem war er derjenige, der die Medaille bestellte, auf deren eine Seite das Hakenkreuz und auf der anderen Seite der Stern Zions abgebildet ist. Auch der Chef des SS Sicherheitsdienstes, Heydrich, war ein Freund des radikalen Zionismus. (rechts) |
Die Aufsatzreihe des SS Offiziers von Mildenstein in dem Naziblatt “Der Angriff”, in dem er den radikalen Zionismus lobt: “Ein Nazi fährt nach Palästina” |
Im Mai 1935 verfasste Reinhard Heydrich, zu dieser Zeit Chef des SS Sicherheitdienstes, in dem offiziellen Nachrichtenmagazin der SS Das Schwarze Korps einen Aufsatz, der den rassistischen Zionismus lobte. Heydrich schrieb, dass es unter den Juden zwei grundlegende Gruppen gebe und dass die radikalen Zionisten wie sie selbst über rassistisches Gedankengut verfügten. Ihm zufolge waren die Assimilationisten gefährlich, doch war es auf der anderen Seite nur logisch, mit den rassistischen Zionisten zusammenzuarbeiten. Am Ende des Schreibens verfasste er gefühlsbetonte Mitteilungen an die Juden, die so dachten wie er:
Die Unterstützung, die die Nazis einigen Zionisten zukommen liessen, ging sogar so weit, dass sie die Militanten, die gegen die Araber Palästinas kämpften, mit Waffen ausstatteten. Francis R. Nicosia schreibt in seinem Buch, The Third Reich and the Palestine Question, dass der Haganahvon der SS gegen die Araber Waffenhilfe geleistet wurde.54
Im Vorwort des Buches von David S. Wyman L’Abandon des Juifs (Die im Stich gelassenen Juden) schreibt der berühmte jüdische Schriftsteller Elie Wiesel, dass es manche zionistische Führer unterlassen hatten, das jüdische Volk zu retten:
Im Jahr 1943 versucht ein radikaler Zionist, der Rabbiner Stephen Wise, der Sprecher des Zionismus in Amerika, die Rettung der deutschen Juden zu verhindern: Er hält vor dem Kongress der Vereinigten Staaten eine Rede gegen “den Plan zur Rettung der Juden, die in Europa vom Tode bedroht sind”. Wiederum der gleiche Stephen Wise verteidigte 1938 in einem Brief, den er als Leiter des Jüdischen Kongresses Amerikas (AJC) verfasste, die Nichtanerkennung des Auswanderungsrechtes des jüdischen Volkes nach Amerika. Wise sagte, dass er gegen jede Gesetzesänderung sei, die “den Juden ein Zufluchtsrecht in Amerika zubilligt”.
Die Zionistische Weltorganisation (WZO) gründete eine bewaffnete Organisation namens Haganah um gegen die Araber in Palästina zu kämpfen. Auf dem Foto aus dem Jahr 1938 sind drei bedeutende Führer einer Sondereinheit der Haganah zu sehen: (v.l.n.r.) Mosche Dayan, Yithzak Sadeh und Yigal Allon. Nach der Gründung des israelischen Staates wurde Haganah zum Kern des israelischen Heeres. Dayan und Allon dagegen übernahmen in den folgenden Jahren das Amt des Außenministers. Doch nicht alles über Haganah ist bekannt: Ein Teil der Waffen, die gegen die Araber eingesetzt wurden, stammte von den Nazis. |
Während die radikalen Zionisten die Zusammenarbeit mit der SS fortsetzten, waren zahlreiche unschuldige Juden der Unterdrückung durch die Nazis ausgesetzt. |
Zweifellos war dies ein Verrat am eigenen Volk. Einer derjenigen, der dies erkannte, war der slowakische Rabbiner Dov Michael Weissmandel, der diese Ereignisse kommentierte. Weismandel bemühte sich während der gesamten Kriegszeit, die Juden vor der Unterdrückung durch die Nazis zu retten, doch seine Bemühungen wurden von den radikalen Zionisten behindert. Vor allem die von den radikalen Zionisten verbreiteten Informationen über den Holocaust an den Juden erbitterten ihn aufs Heftigste. In einem Brief, den er im Juli 1944 an die Anführer der radikalen Zionisten schreibt, begehrt er folgendermaßen auf:
Mussolini, der italienische Faschismus und die radikalen Zionisten
Mussolini, der in 1922 die Regierung in Italien an sich gerissen hatte und ein totalitäres Sytem, den Faschismus, praktizierte, interessierte sich lebhaft für den Nahen Osten. Einer der Gründe für die Besetzung Abessiniens war der Aufbau eines neuen italienischen Einflusses auf dem Boden des alten Römischen Reiches. Hierbei konnte Mussolini das Palästinaproblem keinesfalls übersehen. Und so war es auch. Der faschistische Diktator interessierte sich für Palästina und stellte sich in eine Reihe mit den radikalen Zionisten. Er war sich bewußt, dass der radikale Zionismus eine bedeutende Kraft darstellte und rechnete damit, nach dem Krieg Englands Einfluss auf ihn übernehmen zu können.
Der Rabbiner Dov Michael Weismandel rief den radikalen Zionisten zu: “Unsere jüdischen Brüder! Nachdem ihr diesem so kaltblütig und schweigend zusehen könnt, seid ihr keine Menschen, sondern Mörder. Denn während ihr die Vernichtung jüdischer Menschen in diesem Moment und zu dieser Stunde aufhalten oder verzögern könntet, sitzt ihr mit verschränkten Armen und unternehmt überhaupt nichts. Ihr unsere Brüder, ihr Söhne Israels, habt ihr eueren Verstand verloren? Bemerkt ihr denn nicht die Hölle, die uns umgibt? Für wen hebt ihr euer Geld auf? Für die Mörder?” |
In der zweiten Hälfte der 1920er Jahre fanden Treffen zwischen einigen Vertretern der WZO und Mussolini statt. Doch gibt es keine Protokolle über diese Unterredungen. Auch Weizmann, der sich mit Mussolini traf, bemühte sich, dieses Thema zu verbergen. Lenni Brenner schreibt auf Seite 39 seines Buches, dass die Erinnerungen Weizmanns Mussolini betreffend “absichtlich verschleiert sind oder sogar auf die falsche Spur führen”. Doch gibt es keinen Zweifel, dass sich Weizmann und Mussolini recht gut verstanden. Am 17. September 1926 wurde Weizmann zu einer Unterredung mit dem „Duce“ nach Rom gerufen. Mussolini sagte in der Unterredung den radikalen Zionisten wirtschaftliche Hilfe in Palästina zu, und unmittelbar darauf erschienen in der italienischen Presse Artikel, die den radikalen Zionismus lobten. Einen Monat später traf sich der zweite Mann der WZO, Nahum Sokolow mit dem italienischen Diktator, und Mussolini betonte ein weiteres Mal seine Unterstützung für den radikalen Zionismus.
Doch die Beziehungen, die Mussolini zu von der Zionistischen Weltorganisation abweichenden einigen Zionisten unterhielt, waren noch umfassender und ergiebiger. Brenner beschreibt diese Beziehungen sowohl in seinem Buch Zionism in the Age of Dictators wie auch in The Iron Wall: Zionist Revisionism from Jabotinsky to Shamir (Der Eiserne Vorhang: Zionistischer Revisionismus von Jabotinsky bis Schamir). Demzufolge waren die genannten Zionisten, nachdem sie sich von der WZO getrennt hatten, auf der Suche nach einem neuen Verbündeten, der England ersetzen sollte. Italien war hierfür die beste Addresse. Jabotinsky träumte innerhalb der Allianz mit Italien von einer neuen mediterranen Ordnung. In einer Rede von 1935 sagte er “Wir wollen ein jüdisches Imperium; ebenso wie es am Mittelmeer ein italienisches Imperium gibt, muss es im Osten ein jüdisches geben.” Dieses jüdische Imperium sollte Palästina und Jordanien enthalten und Grenzen besitzen, die teilweise Ägypten und den Irak umfassten.
Mussolini war der wichtigste Verbundete Hitlers. Sie verteidigten die gleiche Ideologie. Gemeinsam hatten sie den “Stahlpakt” gegründet und sich während des 2. Weltkrieges gegenseitig unterstützt. Auch beim Thema des radikalen Zionismus war die Politik der beiden Faschisten, die einander so ähnlich waren, identisch. Dies ging so weit, dass die Militanten der zionistischen Betar Vereinigung gemeinsam mit den ‘Schwarzhemden’ genannten faschistischen Einheiten des “Duce” ausgebildet wurden. |
Jabotinsky und seine Anhänger hatten sich längst mit dem Faschismus angefreundet. Abba Achimeir und Wolfgang von Weisl, hochrangige Angehörige der Bewegung, sagten selbst, dass Jabotinsky zum „Duce“ (Führer) geworden war. Jabotinsky wünschte, den zionistischen Jahreskongress unter seiner Führerschaft in der Stadt Triest des faschistischen Italien abzuhalten; doch wurde von dem Kongress abgesehen, da man glaubte, er würde eine zu große Reaktion in der öffentlichen Meinung westlicher Länder hervorrufen.
Es muss angemerkt werden, dass die Zionisten unter Jabotinsky auch große Bewunderung für Hitler und die Nazis empfanden. Abba Achimeir, einer der hochrangigen Mitglieder der Bewegung, sagte in einer Rede folgendes: “Ja, wir Revisionisten empfinden für Hitler große Bewunderung. Hitler hat Deutschland gerettet. Wenn er nicht wäre, würde das Land spätestens in vier Jahren zusammenbrechen.”59
Ihre Sympatie für die Nazis war den Betreffenden bereits rein äußerlich anzusehen. Die Betar-Mitglieder hatten sich für ihre eigenen Uniformen von den braunen Uniformn der SA Hitlers inspirieren lassen.
Zur gleichen Zeit, als die radikalen Zionisten ihre Beziehungen zu Hitler und Mussolini aufbauten, entstand eine dritte Verbindungzu Francisco Franco, dem spanischen Diktator. Franco, der in Spanien 1939 als Ergebnis des Bürgerkrieges mit den Republikanern an die Macht kam, und seine eigene Version des Faschismus, genannt Falangismus praktizierte, erhielt große Unterstützung von Hitler und Mussolini. Deshalb stellten sich die Zionisten auch bei Franco vor. Es ist bekannt, dass sich unter den Franco bekämpfenden Republikanern zahlreiche Juden befanden, doch waren dies alles assimilationistische Juden. Denn die radikalen Zionisten unterstützten – wie Lenni Brenner betont – niemals die Juden, die Franco bekämpften, sondern begegneten diesen Juden ganz im Gegenteil mit großer Unnachsichtigkeit.
Dies alles ist das tatsächliche Bild der Beziehungen zwischen dem Trio Hitler-Mussolini-Franco und den radikalen Zionisten. Doch die Rassisten in Europa bestanden nicht nur aus Hitler oder Mussolini. Von Spanien bis Österreich und von Polen bis Rumänien gab es in zahlreichen europäischen Ländern immer weiter erstarkende faschistische Kräfte, die sich Hitler oder Mussolini als Beispiel nahmen. Dies war für den rassistischen Zionismus gleichbedeutend mit neuen Alliierten.
Der „Zionistenfreund“ Dollfuss begann ab Mitte der 1930er Jahre antisemitische Gesetze zu verabschieden. Für Juden war es verboten, hochrangige Regierungsämter zu übernehmen. Im Jahr 1935 veröffentlichte die Regierung, dass keine jüdischen Kinder mehr gemeinsam mit Christen unterrichtet werden sollten. Natürlich reagierten die assimilationistischen Juden auf diesen Ghettosierungsbeschluss. Robert Stricker, der einzige Jude, der in das österreichische Parlament gewählt werden konnte, und einer der Anführer der radikalen zionistischen Bewegung, teilte der Regierung die große Freude der Zionisten über diesen Beschluss mit.
Die Assimilationisten liessen auf diese Ereignisse hin verlauten, dass sich in dem Land ein gefährlicher Antisemitismus entwickele. Doch schon nach kurzer Zeit schrieb das Nachrichtenorgan der Zionistischen Föderation Österreichs, Die Stimme, “Wir halten die Behauptungen für eine Lüge, die sagen, dass in Österreich Druck auf die Juden ausgeübt wird”, und stärkte so der antisemitischen Regierung den Rücken. Brenner zufolge erhielt die österreichische Regierung in den Tagen, in denen sie neue juristische Beschränkungen für die Juden erliess, die benötigte Wirtschaftshilfe dank der Unterstützung mancher Zionisten.
Oben ist Mussolini 1934 während eines Besuches in der Stadt Bari zu sehen, in der sich ein von den radikalen Zionisten gegründetes Zentrum befand. Auf den Plakaten vor dem “Duce” steht: “In Palästina wird eine reine und starke jüdische Generation geboren, die der zionistischen Rennaisance würdig ist.” |
Der Antisemitismus Rumäniens wurde von einer faschistischen Partei mit Namen Legion von Archangel Michael angefacht, deren Anführer Corneliu Codreanu war. Die Partei verfügte über eine „Eiserne Beschützer“ genannte Miliz, die in den Jahren 1929 und 1932 zahlreiche Straßenüberfälle auf Juden verübte. Diese Kraft nahm unter dem Einfluß von Hitlers Regierungsübernahme ständig zu, während die jüdische Anführer nichts anderes tun konnten, als eine Kampagne gegen den Antisemitismus zu beginnen und eine politische Koalition mit den antifaschistischen Mächten einzugehen. Die jüdischen Anführer waren in der Mehrheit radikale Zionisten. Einige der Leiter der WZO waren der Ansicht, es sei nützlich, wenn der Antisemitismus in diesem Land an die Macht käme, worauf hin man in Rumänien ein ähnliches Abkommen wie Ha’avara in Deutschland erreichen könnte. Der Slogan der Antisemiten “Jidanii in Palestina!“ (Juden nach Palästina!) war in aller Munde. Zur gleichen Zeit sprachen einige Führer der WZO davon “Rumänien zu helfen, die zahllosen im Land befindlichen Juden loszuwerden”61 1941 begingen die “Eisernen Beschützer” in Bukarest ein Massaker, bei dem 2.000 Juden getötet wurden. 200 Juden wurde die Kehle durchgeschnitten. Doch die radikalen Zionisten zeigten wiederum keinerlei Reaktion.
Ausser in Österreich und Rumänien hatte sich die Allianz zwischen radikalem Zionismus und Antisemitismus bis in den Fernen Osten verbreitet. Die wichtigste faschistische Kraft des Fernen Ostens war Japan, das unmittelbar nach dem 1. Weltkrieg zu einer Besatzungspolitik überging und sich später dem Hitler-Mussolini Pakt anschloss. Die Verbindungen zwischen dem japanischen Regime und den Nazis waren so gut, dass Hitler der fernöstliche Rasse den Titel des “Ariers ehrenhalber” verlieh.
Der Grund für die Allianz der radikalen Zionisten mit den Japanern ist in der 1931 begonnen japanischen Besetzung der chinesischen Mandschurei zu suchen. In der Mandschurei lebte eine große jüdische Gemeinschaft, und einige Zionisten dachten, dass eine mit Japan eingegangene ähnliche Allianz wie die mit Hitler die mandschurischen Juden zur Auswanderung bewegen könnte. So geschah es auch. Das Mandschuko Regime, das in der von Japan besetzten Mandschurei eingesetzt wurde, wurde zu einem fernöstlichen Kollaborateur des radikalen Zionismus.
Lenni Brenner merkt an, dass der Antisemitismus in der japanischen Regierung und insbesondere im Heer weit verbreitet war.62Die japanischen Generäle waren der Meinung, dass es ein die ganze Welt umspannendes jüdisches Komplott gebe, und sie verstanden die regionalen Juden als Agenten dieses Komplotts. Aus diesem Grund wollten sie die Juden der Mandschurei so schnell wie möglich loswerden und gedachten bei der Lösung den gleichen Weg wie Hitler einzuschlagen und den radikalen Zionismus zu unterstützen.
Im Dezember 1937 versammelte sich in der mandschurischen Stadt Harbin eine von dem Jüdischen Konsortium des Fernen Ostens einberufene Konferenz. Die Konferenz war von Harbins Zionistenführer Abraham Kaufman organisiert worden. An den Wänden waren die Flaggen Japans, Mandschukos und der Zionisten nebeneinander aufgehängt. Vertreter der von Jabotinsky gegründeten zionistischen Vereinigung Betar nahmen als Ehrengäste an der Versammlung teil. Unter diesen befanden sich aber auch General Higuchi vom japanischen Nachrichtendienst, General Vrashevsky von der antisemitischen Vereinigung “Eiserne Beschützer” sowie hochrangige Beamte der von den Japanern in der Mandschurei errichteten Marionettenregierung. Am Ende der Konferenz wurde ein wichtiger Beschluss gefasst, der allen jüdischen Organisationen der Welt mitgeteilt wurde. Die radikalen Zionisten der Mandschurei sollten “mit der Regierung Japans und der Mandschurei zusammenarbeiten um in Asien eine neue Ordnung zu errichten”. Demgegenüber würde Japan den radikalen Zionismus als nationale jüdische Bewegung anerkennen und unterstüzen. Nach kurzer Zeit entwickelten sich die Beziehungen zwischen der Mandschuko-Regierung und der Betar äußerst positiv, so dass die Betarmitglieder bei allen Feiern des antisemitischen Regimes auftauchten.63
Doch das Ergebnis der Allianz in der Mandschurei blieb hinter den Erwartungen zurück. Nur sehr wenige mandschurische Juden konnten nach Palästina gebracht werden.
Lenni Brenner beschreibt ausführlich die Beziehungen zwischen den polnischen Antisemiten und einem Teil der radikalen Zionisten. Demzufolge fand die erste Begegnung 1925 zwischen dem antisemitischen polnischen Präsidenten Wladyslaw Grabski und den beiden wichtigsten Vertretern der radikalen zionistischen Bewegung, Leon Reich und Osias Thon statt. Als Ergebnis weiterer Begegnungen wurde ein „Ugoda“ genannter Pakt unterzeichnet. Grabski hatte die Hoffnung, wirtschaftliche Unterstützung aus Amerika zu erhalten und erwartete, dass die mit den radikalen Zionisten abgeschlossene Vereinbarung ihm dabei hilfreich sei. Diese Zionisten dagegen hielten bedeutungsvolle Vorteile in Händen. Lenni Brenner schreibt, dass Reich und Thon aufgrund des mit dem antisemitischen polnischen Präsidenten abgeschlossenen Vertrages von einigen Juden als Verräter betrachtet wurden.64
Der österreichische antisemitische Diktator Engelbert Dollfuss, der von dem Leiter der Zionistischen Weltorganisation Nahum Sokolow als “einer der nichtjüdischen Freunde des Zionismus” bezeichnet wurde. |
Die mandschukische Regierung in der Mandschurei, eine japanische Marionettenregierung, war eine der interessanten antisemitischen Alliierten der radikalen Zionisten. Oben sind die Feierlichkeiten zur Rettung des Mandschukosstaates zu sehen. |
So sehr die Antisemiten Anhänger des radikalen Zionismus waren, so sehr waren einige radikale Zionisten Anhänger des Antisemitismus. Yitzhak Gruenbaum, einer der führenden radikalen Zionisten des Landes sagte, dass in Polen “mehr als eine Million Juden leben” und dass diese Juden dem Land eine “zu große Last” seien. Abba Achimeir jedoch, einer der führenden Köpfe der radikalen zionistischen Bewegung in Israel, ging noch weiter, und schrieb folgenden unglaublichen Satz in sein Tagebuch: “Ich wünsche mir sehr die Ermordung von einer Million Juden. Vielleicht bemerken sie auf diese Weise, dass sie in einem Ghetto leben.”67
Der Revisionismus, der sich auf einer von der vorherrschenden Linkslastigkeit der WZO unterscheidenden rassistischen Ideologie gründete, verstärkte ab Ende der 1930er Jahre seine bewaffneten Unternehmungen in Palästina. Der bewaffnete Kampf richtete sich gegen die englische Mandatsherrschaft, die sowohl den Arabern wie auch der jüdischen Zuwanderung Grenzen setzte, und er wurde von einer Irgun genannten, bewaffneten und radikalen zionistischen Organisation geleitet. Doch mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges machten sich innerhalb der Irgun zwei Fraktionen bemerkbar. Die erste, Jabotinsky verbundene Gruppe, hatte auf dessen Befehl beschlossen, während des Krieges keine militärischen Aktionen gegen die Engländer zu unternehmen, sondern solche auf die Zeit nach dem Krieg zu verschieben. Die kleinere und radikalere zweite Gruppe führte dagegen an, England auf jeden Fall und unter allen Bedingungen bekämpfen zu wollen, solange dieses Land keine Erlaubnis für die Gründung eines jüdischen Staates gab. Diese Gruppe, deren Anführer Avraham Stern war, trennte sich im September 1940 von der Irgun und gründete eine eigene Organisation. Die unter dem Namen Sternkorps gegründete, äußerst radikale zionistische Gruppe wurde unter dem Namen LEHI (Lohamei Herut Yisrael, Freiheitskämpfer Israels) bekannt.
Während des diktatorischen Regimes von Josef Pilsudski in Polen, standen die radikalen Zionisten in enger Beziehung mit dem für seinen Antisemtismus bekannten Pilsudski. |
1. Die Entfernung der jüdischen Massen aus Europa ist eine Vorbedingung für die Lösung des Judenproblems; die Verwirklichung dessen ist allerdings gebunden an die Ansiedlung dieser Massen im Mutterland des jüdischen Volkes, in Palästina, sowie an die Gründung eines jüdischen Staates in seinen historischen Grenzen. Auf diese Weise können gemeinsame Interessen mit der Neuen Ordnung entstehen, die in Europa entstehen wird.
2. Zwischen dem Neuen Deutschland und der hebräischen Welt ist eine Zusammenarbeit möglich.
3. Die Gründung eines historischen jüdischen Staates auf einer nationalen und totalitären Basis, welche mit einem Vertrag mit Deutschem Reich gebunden ist, wurde zum Vorteil für Deutschen Nutzen im Nahen Osten.
Ausgehend von diesen Gedanken unterbreitet die nationale militärische Organisation in Palästina (NMO) Deutschland den Vorschlag, im Krieg aktiv an dessen Seite teilzunehmen unter der Bedingung, dass von der deutschen Regierung die oben genannten nationalen Ziele der Freiheitsbewegung Israels anerkannt werden.68
Im Dezember 1941 schickt Stern Nathan Yalin-Mor, eine bekannte Persönlichkeit der Organisation, in die Türkei, um mit den Nazis Kontakt aufzunehmen. Doch auf dem Weg dorthin wird Yalin-Mor festgenommen und das geplante Treffen kann nicht stattfinden. Wie Brenner mitteilt, gibt es in den Archiven keinerlei Hinweis darauf, welche Antwort die Nazis auf diesen Vorschlag gegeben haben. Doch mit großer Wahrscheinlichkeit betrachteten die Nazis Stern als eine kleine und wirkungslose Organisation und zogen den Vorschlag nicht ernsthaft in Erwägung. Doch wichtig an dieser Stelle ist, dass eine radikale zionistische Organisation noch im Jahr 1941 den Nazis ein Militärabkommen vorschlug, als der Holocaust bereits begonnen hatte. Ein weiterer Punkt, der nicht übergangen werden sollte, ist die abstruse Logik Sterns, dass zwischen der von den Nazis zu gründenden neuen Ordnung und den Juden wichtige gemeinsame Interessen bestünden. Die Logik, die hinter der Zusammenarbeit der Vereinigung mit den Nazis liegt, fasst Yalin-Mor 1942, als der Krieg sich in seiner heißesten Phase befindet, folgendermaßen zusammen: „Unser Projekt, das die Juden dazu bewegt, in Massen auszuwandern, fällt mit der Absicht zusammen, Europa von Juden zu säubern, was wiederum eines der Ziele Deutschlands ist.”69
Ein weiterer bedeutender Punkt ist die Tatsache, dass zum Zeitpunkt der Übergabe des Dokuments von Ankara an die Nazis einer der hochrangigsten Vertreter Sterns Yithzak Schamir war. Schwer zu glauben, doch an der Spitze der Organisation, die den Nazis ein Militärabkommen vorschlug, befand sich Yithzak Schamir, der während der Likud-Regierung von 1977 bis 1992 Außenminister Israels war und dann zum Präsidenten gewählt wurde. Schamir, der in den 1940er Jahren ebenso wie sein Lehrer Menachem Begin hinter zahlreichen Anschlägen auf Zivilisten stand, sollte einige Jahre nach den Dokumenten von Ankara seinen Namen mit blutigen Anschlägen auf englische und arabische Ziele bekannt machen.
Die Rolle, die Schamir bei den Bestrebungen Sterns spielte, mit den Nazis eine Allianz einzugehen ist zweifellos wichtig. Als Jahre später die Dokumente von Ankara ans Tageslicht kamen, ließ er die an ihn gerichteten Fragen unbeantwortet, doch war er, wie jede diesbezügliche Quelle zugibt, eines der wichtigen Gehirne hinter dem Vorschlag Sterns an die Nazis.
Im Jahr 1989 wurden diese Dokumente über Yitzhak Schamir von seinen eigenen Landsleuten bekanntgegeben. Die Veröffentlichung der Geschichte der Dokumente von Ankara in der Jerusalem Post, einer der größten Zeitungen Israels, rief einen Schock im wahrsten Sinne des Wortes hervor; denn das Redeverbot über diese heiklen Beziehungen war zum ersten Mal durchbrochen worden und auch noch von einer jüdischen Zeitung. Die Nachricht der Jerusalem Post fand unter Vermittlung der Zeitung Zaman Widerhall in der türkischen Presse. Die Überschrift des Artikels lautete „Der erste Schritt Israels zur Wahrheit: Die Zusammenarbeit zwischen Schamir und den Nazis wurde an die Öffentlichkeit gebracht“. Die Nachricht, die Zaman unter Verweis auf die Jerusalem Post veröffentlichte, enthielt weitere wichtige Informationen: So konnte zum Beispiel die Zusammenarbeit zwischen den radikalen Zionisten und den Nazis zum ersten Mal 1989 aufgezeigt werden; auch war zu lesen, dass der israelische Staat bis zu diesem Datum verboten hatte, über dieses Thema zu sprechen, dass also die Zusammenarbeit zwischen einigen zionistischen Führern und hochrangigen Beamten der Naziregierung kein Thema war.Heute wird in einem großen Teil der dieses Thema behandelnden Bücher von den Dokumenten von Ankara gesprochen. Doch die meisten Autoren, insbesondere jüdische Autoren bewerten die Stern-Nazi Beziehungen als einen unverständlichen Widerspruch. So interpretiert Yehoshafat Harkabi, ein ehemaliger Offizier der israelischen Armee in seinem Buch Israel’s Faithful Hour (Israels Schicksalsstunde) dieses Ereignis als “ein nicht zu verstehender Schnitt durch die jüdische Geschichte”. Doch unverständlich ist keine Seite dieser Geschehnisse und der Grund für solche Bewertungen ist darin zu sehen, dass von den Beziehungen zwischen den Nazis und den radikalen Zionisten vielen Menschen nur die Ereignisse im Zusammenhang mit der Stern-Gruppe bekannt sind. Denn nur das Stern-Dossier war in der Öffentlichkeit diskutiert worden. Die Beziehungen zwischen der WZO und den Nazis, sind immernoch sehr wenig bekannt.
Avram Stern (nebenstehend), der sich von Irgun trennte und eine eigene radikale Vereinigung gründete, schlug 1941 den Nazis eine militärische Allianz vor. Nathan Yalin-Mor, ein Mitglied der Vereinigung, der von Stern beauftragt war mit den Nazis in Kontakt zu treten, erklärte später die Logik dieser Allianz folgendermaßen: Unser Projekt, die Juden in Massen zur Auswanderung zu bringen, fiel mit dem Ziel der Deutschen zusammen, Europa von Juden zu säubern. |
Adolf Eichmann
Das Buch Hannah Arendts, Eichmann in Jerusalem: Ein Bericht über die Banalität des Bösen ) ist das wichtigste Buch, das die Beziehungen zwischen den radikalen Zionisten und den Nazis behandelt. Das Buch ist deshalb von Bedeutung, da die Autorin in der jüdischen Gemeinde Amerikas populär war und zugleich eine berühmte Politwissenschaftlerin war.
Arendts Buch behandelt die Gefangennahme des Nazioffiziers Adolf Eichmann 1960 in Argentinien durch Agenten des Mossad, der daraufhin nach Israel gebracht und vor Gericht gestellt wurde, sowie dessen Aussagen vor Gericht. Eichmann war unter dem Befehl des Gestapo Chefs Reinhard Heydrich beauftragt, die “Judenfrage” zu lösen.
Zu Beginn des Buches fällt Ahrendts interessantes Urteil bezüglich der von den Nazis 1935 veröffentlichen Nürnberger Rassengesetze auf: Diese Gesetze waren in der Absicht erlassen worden, die Juden in der deutschen Gesellschaft total zu isolieren. Arendt meint, dass dies aus dem Blickwinkel einiger der “die Einheit des Hauses Israel” schützen wollenden Juden überhaupt nicht negativ aufzufassen sei, und erinnert daran, dass auch wenn ein ähnliches Gesetz in Israel heute nicht schriftlich verfasst ist, es doch ein anerkanntes Verbot für Juden ist, einen „Goyim”, also einen Nichtjuden zu heiraten.70
Wenn Arendt dann auf den folgenden Seiten von der Vergangenheit Eichmanns spricht, zeigt sie auf, dass er in seiner Jugend kein Antisemit war und sogar enge Beziehungen mit Juden unterhielt, zum Beispiel mit dem Juden Weiss, dem Direktor der Austrian Vacuum Oil Company. Arendt zufolge interessierte sich Eichmann für die Freimauerei und besuchte eine Weile die Schlaraffia Loge.
Einer der wichtigsten Leiter der Organisation Stern, die den Nazis eine militärische Allianz vorschlug, war Yitzhak Schamir. Nebenstehend ein Ausweis aus den 1940er Jahren, in denen Schamir als Terrorist gesucht wurde. |
Nachdem der Nazioffizier Adolf Eichmann zum “Judenbeauftragten” des Sicherheitsdienstes der SS berufen worden war, begann er sich besonders für den Zionismus zu interessieren. Er las die Bücher der zionistischen Autoren und vor allem Herzls Schriften. Er lernte sogar Hebräisch. Die Philosophie und Ziele der Bewegung gefielen ihm. Deswegen wurde er auch zu einem der wichtigsten Architekten der Allianz zwischen den Nazis und den radikalen Zionisten. |
Doch während der Zeit, in der Eichmann solch enge Beziehungen mit den radikalen Zionisten unterhielt, organisierte er auf der anderen Seite Vorkommnisse, die die deutschen Juden beunruhigten. So stiftete der SD der SS Pogrome an und organisierte sie, unter anderen die sogenannte Reichskristallnacht (Reichspogromnacht) in der tausende jüdische Geschäfte geplündert und Synagogen niedergebrannt wurden. Das Ziel war, die Juden vor der Assimilierung zu retten und zur Auswanderung zu bewegen.
Nach all diesen Informationen soll noch einmal auf eine wichtige Tatsache hingewiesen werden. Es ist ein natürliches Recht der Juden, ein Vaterland zu besitzen, und es ist auch in höchstem Maße natürlich, zu diesem Zweck nach Palästina, auf den Boden der Vorväter auszuwandern. Auch ist der Zionismus eine vernünftige Ideologie, solange er in einem legalen Rahmen die Rechte der Juden verteidigt. Doch die historischen Tatsachen und die Bedingungen unserer heutigen Zeit stehen den Vorstellungen der radikalen Zionisten entgegen, die glauben, dass dieser Boden nur ihnen gehört, die darüber hinaus die Besetzung anderer Gebiete der Region planen, das Ziel der Weltherrschaft verfolgen und dies mit einer entsprechenden Politik durchzusetzen versuchen. Der palästinensische Boden ist für Muslime und Christen ebenso heilig wie er es für Juden ist. Auf diesem Boden müssen die Angehörigen aller drei Religionen in Frieden leben können, ihre Gebete nach Wunsch verrichten und die gesuchte Sicherheit finden können. Nicht akzeptiert werden kann die Geringschätzung einer Gesellschaft durch eine andere, das Ignorieren grundlegegender Menschenrechte und das Vorherrschen einer Anschauung, die das gegenseitige Recht auf Leben nicht anerkennt.
Und wer hätte einen schöneren Glauben als wer sich Allah hingibt und das Gute tut und die Religion Abrahams, des Lauteren im Glauben, befolgt; denn Allah nahm sich Abraham zum Freund. (Sure 4:125 – an-Nisa) |